Meine Augen schauen stets auf den Herrn;
denn er befreit meine Füße aus dem Netz.
Wende dich zu mir und sei mir gnädig;
denn ich bin einsam und gebeugt.

Psalm 25, 15-16     

  1. Fastensonntag

Wo schaust du eigentlich so hin, wenn du unterwegs bist?

Die Wege in unserer Stadt sind in schlechtem Zustand. Wenn ich nicht aufmerksam zu Boden schaue, komm ich ins Straucheln. Aber manchmal lenkt ein Geräusch mich ab. Ein Vogel zwitschert. Ein Auto hupt. Jemand ruft meinen Namen.

Unser Gott hat deinen Namen schon gerufen, bevor deine Eltern wussten, wie sie dich nennen wollen.

Psalm 25

Die Beterin dieses Psalms ist ein bisschen blauäugig. Ihre Augen schauen stets auf Gott, statt sich mal um ihre Füße zu kümmern, die in einem Netz verfangen sind. Wir würden das anders machen. Denn sagt sie nicht selber, sie sei einsam und gebeugt? Warum verlässt sie sich dann immer noch auf Gott. Wir würden sagen: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.“

Doch grade in der Einsamkeit und in der Ausweglosigkeit können wir uns Gott anvertrauen.

Wer selber gar nichts mit diesen Worten anfangen an, kann sie für die Flüchtenden und die Menschen in Kriegsgebieten beten. Wir können für Menschen beten, denen es schlecht geht.

Der Psalm 25 ist ein Klage-Psalm. Da wird nichts beschönigt. An keiner Stelle erwartet die Betende eine schnelle Lösung. Und sie blendet ihr eigenes Versagen nicht aus.

Mit 2 Versen aus Psalm 25 wird die Liturgie des 3. Fastensonntags eröffnet. In dem meisten Gottesdiensten erleben wir das nicht mehr. Es wäre möglich, diese Verse vor der Begrüßung zu sprechen als ein deutliches Zeichen, dass die Erfahrung der Nähe Gottes am Beginn von allem Glaubensleben steht.

Meine Augen schauen stets auf den Herrn

Mit diesen Worten beginnt die Liturgie des 3. Fastensonntags.

All eyes on me

So klingt ein Meme, ein Bild, das in Social Media genutzt wird, um eine Aussage auf den Punkt zu bringen.

„Alle Augen zu mir.“ So sagte der Trainer zu seiner kleinen Laufgruppe, die mit ihrer Konzentration ganz woanders ist. So sagte die Lehrerin, deren Klasse quaselt und sich leicht ablenken lässt. So sagt der General und alle gehorchen.

Alle Augen Richtung Jesus

Die Beterin konnte Gott nicht sehen. Ihre Haltung ist so sehr auf Gott ausgerichtet, dass es ist, als ginge sie hinter Gott her.

Am heutigen 3. Fastensonntag helfen uns die 3 Lesungen. Denn auch wir sehen Jesus nicht von Angesicht zu Angesicht. Aber wir lesen die 10 Gebote in der 1. Lesung, so wie Jesus sie bereits kannte. Wir hören die Worte des 2. Korintherbriefes: „Wir .. verkünden Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.“

Und wir werden an die Vertreibung der Händler und Geldwechsler aus dem Tempel erinnert. Das erfahren wir aus dem Johannesevangelium.

Nutzen Sie den Sonntag für eine entspannte Lektüre und ziehen Sie Ihre Schlüsse daraus.

Dorothee Janssen

Texte der Liturgie am 3. Fastensonntag
https://www.erzabtei-beuron.de/schott/schott_anz/index.html?datum=2024-03-03
Bild: Erzbistum Köln (c)Bernhard Riedl