Diejenigen nicht aus den Augen verlieren, bei denen Corona die ohnehin schon großen Schwierigkeiten zusätzlich verschärft

Maismehl, Bohnen, Reis, Seife – Corona sorgt dafür, dass es den Ärmsten der Armen erst recht an Grundlegendem fehlt.

„Die Umstände, in denen unsere Projektpartnerinnen und -partner vor Ort leben, sind für uns unvorstellbar“, sagt Margret Dieckmann-Nardmann vom Frauenmissionswerk. „Hygiene-Standards sind nur schwer umzusetzen; wer zu Hause bleibt, hat nichts auf dem Teller.“ Immer wieder wagt die Präsidentin des seit mehr als 100 Jahren im rheinland-pfälzischen Koblenz ansässigen Frauenhilfswerks einen Blick über den eigenen Tellerrand hin zu denen, die hierzulande keine Stimme haben und viel zu oft vergessen werden, insbesondere in diesen Corona-Zeiten, in denen die Menschen umso mehr auf Soforthilfemaßnahmen angewiesen sind.

„Natürlich ist die Pandemie auch für uns hier in Deutschland eine Herausforderung“, räumt die 61-Jährige ein: „Menschen verlieren ihre Jobs, haben Angst vor einer möglichen Infektion, bangen um ihren Lebensunterhalt.“ Dennoch sei es wichtig, findet Dieckmann-Nardmann, auch die nicht aus den Augen zu verlieren, bei denen Corona die ohnehin schon großen Schwierigkeiten zusätzlich verschärft.

„Mit unseren Projekten unterstützen wir zum Beispiel Witwen und auch die sogenannten Teenagermothers, junge alleinstehende Frauen, die normalerweise Obst auf dem Markt verkaufen – was jetzt coronabedingt nicht möglich ist“, sagt die Theologin: „Die Pandemie hat die Menschen in den südlichen Ländern vollkommen überrollt, ein normaler Alltag ist vielerorts nicht mehr möglich; schnell steht die Existenz ganzer Familien auf dem Spiel.“

HILFE, DIE ANKOMMT

Über langjährige persönliche Kontakte direkt zu den Menschen in den Projekten schickt das Frauenmissionswerk kurzfristig und unbürokratisch Gelder zu den Betroffenen, sorgt dafür, dass Grundnahrungsmittel vor Ort verteilt werden und Menschen überleben können.

Regelmäßig bekommt die Präsidentin des Hilfswerks Rückmeldung von den Projektpartnern vor Ort: „Die Menschen sind unglaublich dankbar für jede Unterstützung“, weiß sie. Dabei denkt sie etwa an Frauen wie Laetitia und Anita in Ruanda, die jetzt dank Spenden aus Deutschland Lebensmittel sowie Mund-Nasen-Masken an 40 junge Mütter verteilen konnten. Oder an Projektpartner Serge aus Kinshasa, der Hauptstadt des Kongo, der  von verängstigten Menschen berichtet, die nicht wissen, wie sie die Corona-Pandemie überleben sollen. „Die Leute haben schlichtweg Angst zu verhungern“, erzählt er. „In Vierteln ohne fließendes Wasser und Elektrizität, in denen Leben bislang ohnehin schon provisorisch stattfand, haben die Menschen ohne Hilfe von außen keine Chance.“

Umso glücklicher ist Margret Dieckmann-Nardmann, dass die Unterstützung schnell dort ankommt, wo sie so dringend gebraucht wird. „Über jede einzelne Nachricht unserer Projektpartnerinnen und -partner, in der deutlich wird, dass die Soforthilfe sinnvoll eingesetzt wird, Lebensnotwendiges unter den Bedürftigen verteilt werden konnte, bin ich froh und weiß zugleich: Es muss weiter gehen – Corona ist noch lange nicht überstanden, und auch über diese Ausnahmezeit hinaus dürfen wir nicht wegschauen.“

Ulrike Schwerdtfeger