Vortrag von Prof. Dr. Dorothea Sattler in Kaiserslautern

Wenige Tage nach der zweiten Synodalversammlung des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland war die Münsteraner Professorin für Ökumenische Theologie und Dogmatik Dorothea Sattler zu Gast in Kaiserslautern. Auf Einladung des Päpstlichen Missionswerks der Frauen, Diözesanverband Speyer, in Kooperation mit den Diözesanverbänden der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und dem Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) referierte sie am 5. Oktober im Edith-Stein-Haus über das Thema „Synodale Kirche sein – als Frauen und Männer. Erfahrungen und Perspektiven“.

Dorothea Fuchs, Beisitzerin im Frauenmissionswerk, begrüßte die etwa 40 Gäste. Im Anschluss stellte Monika Kreiner, Referentin für Frauenseelsorge im Bistum und Moderatorin der Veranstaltung, die Gastrednerin vor. Als Mitglied der Synodalversammlung und Leiterin des Forums III „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ an der Seite des Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode ist Dorothea Sattler bestens mit dem 2019 ausgerufenen Reformprojekt vertraut.

„Ich nehme mehr und mehr Polaritäten in der römischen Kirche wahr, auch auf höchster Ebene. Daraus ergibt sich eine gewisse Ratlosigkeit. Wie viel Geduld braucht es noch bis eine Entscheidung fällt?“, fragte die Münsteraner Theologin und lieferte ihre persönliche Antwort gleich mit. „Ich erwarte nicht, dass es in meiner Lebenszeit noch dazu kommt.“ Auch wenn Papst Franziskus 2015 in seiner Rede anlässlich der 50-Jahr-Feier der Errichtung der Bischofssynode davon gesprochen habe, dass Gott eine synodale Kirche wolle. Mit dem Ziel, die Kirche dazu zu bringen, sich mit Synodalität zu beschäftigen. Aber dicke Bretter zu durchbohren sei eben eine schwierige Sache.

Fortschritte konnte Sattler dennoch bei einem zentralen und dringenden Thema des Synodalen Wegs – der Gleichstellung von Männern und Frauen in der Kirche – vermelden. „Bei einer Abstimmung im Frauen-Forum waren 96 Prozent der 35 Mitglieder für die volle Teilnahme von Frauen am sakramentalen Dienst in der katholischen Kirche.“ Weitgehende Einigkeit herrsche auch darin, dass die theologischen Argumente für einen Ausschluss von Frauen nicht genügen. Auf keinen Fall wolle man sich mit einem abgespeckten Diakonat für Frauen zufrieden geben, das allein den sozial-diakonischen Bereich umfasse, während den Männern der theologische vorbehalten bleibe. „Denn ein solches Diakonat ist nichts wert. Weshalb sollen Frauen nicht Jesus Christus repräsentieren? Nicht die Ähnlichkeit mit dem Geschlecht ist dafür entscheidend, sondern das Handeln und wie die Menschen es erleben“, so Sattler. Man müsse nicht die Zulassung von Frauen begründen, sondern ihren Ausschluss. „Dass selbst Bischöfe das so sehen, ist meines Erachtens eine noch nicht dagewesene Situation, die für hohe Nervosität in der römischen Kurie sorgt.“ Bei Gesprächen mit den dortigen Verantwortlichen und im weltkirchlichen Kontext sei eine solide Argumentation notwendig, um etwas zu erreichen und die Bischofskonferenzen international zum Nachdenken anzuregen. Die vom Forum III erarbeiteten Grundlagen- und Handlungstexte seien in der Synodalversammlung mit einer Dreiviertelmehrheit durchgegangen.

Wie es mit und nach dem synodalen Weg weitergehen könnte, veranschaulichte die Professorin an drei Beispielen. „Entweder wir bleiben in der römisch-katholischen Kirche und gestalten den Prozess mit oder wir leben eine andere Kirche mit anderen Formen in kleinerem Kreis.“ Als dritte Möglichkeit führte sie den Rückzug an, hin zur Privatisierung des christlichen Lebens mit individuellen Ritualen. Wobei es bei der zweiten Alternativen zu bedenken gebe, dass es dafür eine glaubwürdige Persönlichkeit, Organisation, Finanzierung, Strukturen, Orte und eine Verfassung brauche. „Und es stellt sich die Frage, was wir in dem Fall mit den Hauptamtlichen der römisch-katholischen Kirche, den Kitas, Fakultäten und allen anderen Einrichtungen, die am System hängen, machen.“

Bei der anschließenden Gesprächsrunde kam im Plenum weniger Hoffnung als Skepsis zum Ausdruck. „Wir glauben nicht, dass sich in absehbarer Zeit etwas bewegt“, wurden mehrere Stimmen laut. „Der Faden des Synodalen Wegs wird abreißen, und wer weiß, wie es nach Papst Franziskus weitergeht. Es fällt kein Papst vom Himmel, der den Prozess anstößt“, meinte ein Teilnehmer. Dabei seien die Menschen verunsichert und sehnten sich nach Antworten, die der Zeit angepasst sind.
Das sei die Grundstimmung in Deutschland, bestätigte Dorothea Sattler und bekräftigte, dass es für sie selbst trotz aller Widrigkeiten nur die Option gebe, auf dem Synodalen Weg weiterzugehen.

Text und Foto: Friederike Jung