WELTFRAUENTAG 2022


Koblenz im März 2022

111 Jahre liegen seit dem ersten Internationalen Frauentag, der in Deutschland, Dänemark, Österreich, der Schweiz und den USA stattfand, zurück. Am 19. März 1911 war die politische Forderung das Wahlrecht für Frauen. Und immer noch müssen Frauen ihre Rechte auf Sicherheit und Selbstbestimmung hart erstreiten. Menschenrechte werden in einigen Ländern missachtet. Am Weltfrauentag feiern Frauen das Erreichte und benennen zugleich das Unrecht, die Benachteiligungen und Repressalien, denen sie im Jahr 2022 in Gesellschaft, Familie, am Arbeitsplatz, in Kultur und Religion ausgesetzt sind.

Frauen fordern ein klares Nein zu Gewalt und Sexismus und ein Ja für Gerechtigkeit, Gleichbehandlung, Respekt, gleiche Chancen, gleiche Löhne und faire Arbeitsbedingungen. Und das nicht nur in Deutschland, sondern in weiten Teilen dieser Erde. Wir wissen: Frauen und Mädchen erleiden Unrecht und Gewalt, werden aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt, ihre Chancen in Bildung und Selbstbestimmung werden beschnitten – ursächlich bedingt aufgrund vorherrschender patriarchaler Strukturen.

Das Frauenmissionswerk setzt sich seit mehr als 120 Jahren für die Würde, Rechte, Förderung und Bildung von Frauen und Mädchen weltweit ein. Wir unterstützen die „Power girls“ in Nigeria, für die es kein Schulgeld gibt und die bei der Feldarbeit eingespannt sind. Sie erhalten die Chance, Wissen und Selbstvertrauen zu erlangen. Ein weiteres Programm soll langfristig die menschenverachtende Praxis der Beschneidung von Mädchen verhindern. In Ruanda erhalten Witwen ein neues Haus und können sich so sicher fühlen vor Übergriffen, Wind und Wetter. Sie erlangen ein größeres Selbstwertgefühl, organisieren sich, erreichen Rechte und Mitspracherecht auf kommunaler Ebene und einen bescheidenen Wohlstand.

Frauen und Mütter kümmern sich oft allein um die Familie, können Schulgeld, Medikamente und Nahrungsmittel nicht zahlen. Sie sind körperlich und seelisch am Ende ihrer Kraft. Die Ausbreitung von Covid 19 hat erkämpfte Rechte zunichte gemacht. Überbelastung von Frauen, Hunger und häusliche Gewalt, Vergewaltigungen haben zugenommen. Das darf uns nicht gleichgültig sein!

Geben wir den entrechteten Mädchen und Frauen in Brasilien, Ecuador, Sri Lanka, Ruanda und Deutschland eine Stimme! Stehen wir mit ihnen auf, benennen wir Unrecht, und setzen wir uns für Gerechtigkeit, Respekt, Wertschätzung, Sicherheit und Selbstbestimmung ein! Der Weltfrauentag ist ein sichtbares Zeichen für Solidarität und Verbundenheit mit Frauen in dieser Welt und sollte deutlich sichtbar begangen werden – für ein Leben aller in Würde und Freude.

Margret Dieckmann-Nardmann, Präsidentin


Margret Dieckmann-Nardmann ist Präsidentin des Frauenmissionswerks, das 1893 gegründet wurde und seinen Sitz in Koblenz hat.