Ohne das mutige Handeln von Frauen wäre Jesus nicht geboren – diese frohstimmende Botschaft steht am Anfang des Neuen Testaments. Das erste der vier Evangelien beginnt mit dem Stammbaum Jesu, in dem fünf Frauen mit Namen genannt werden: Tamar, Rahab, Ruth, die Frau des Urija (Batseba) und Maria (vgl. Mt 1,1-17). Vier dieser Frauen sind eng mit der Geschichte Israels verbunden und zugleich Fremde in dieser Tradition: Tamar ist Aramäerin (Gen 38), Rahab Kanaanäerin (Jos 2), Ruth Moabiterin (Ruth) und Batseba Hethiterin (2 Sam 11). Matthäus verkündigt in seinem gesamten Evangelium, dass sich in Jesus Christus die Botschaft des Heils für alle Völker erfüllt hat.
Matthäus fügt die Namen der Frauen in die Reihe von dreimal vierzehn Generationen von Männern ein, die von Abraham biszu Jesus zu verzeichnen sind: Vierzehn Generationen von Abraham bis David, weitere vierzehn von David bis zum Babylonischen Exil, schließlich vierzehn bis zu Jesus. Die Zahlen haben Bedeutung: drei ist die Symbolzahl für Gottes Gegenwart; vierzehn ist die Zahl, die sich aus den hebräischen Konsonanten im Wort David (dvd) errechnen lässt (4+6+4). Jesus ist ein Sohn Davids – in ihm erfüllt sich die Verheißung eines ewigen Bestands der friedlichen Herrschaft Gottes. In Jesus ist das Reich Gottes bereits angebrochen – und auch Menschen, die in Israel Fremde sind, haben Teil am Reich Gottes.
Auch heute fühlen sich Frauen oft wie Fremde im Stammbaum Jesu – ausgeschlossen aus den männlich geprägten Dynastien in der römisch-katholischen Kirche. Wer den Fremden Wertschätzung schenkt, folgt dem Willen Gottes – hört auf sein Wort. „Geboren von einer Frau“ (Gal 4,4) – mit dieser Kunde verbindet sich bei Paulus sein Zeugnis für die erlösende Menschwerdung Gottes.
Dorothea Sattler
Stammbaum Jesu, Glasfenster von Sieger Köder (vollständige Größe). Bitte hier öffnen.