Gedanken zum 4. Advent
„Sensibel
ist die erde über den quellen: kein baum darf
gefällt, keine wurzel
gerodet werden
Die quellen könnten
versiegen
Wie viele bäume werden
gefällt, wie viele wurzeln
gerodet
in uns “
Dieses Gedicht von Reiner Kunze, entstanden im Jahr 1966,erinnert an die „bleierne Zeit“ in der damaligen DDR – wo es für Andersdenkende, Unangepasste, Regimekritiker etc. immer schwieriger wurde, zu überleben. Das Gedicht kann uns gut in die Stimmungslage des vierten Advent jetzt versetzen. Es geht um Sensibilität und Verletzlichkeit. Wie sehr ist doch das Leben in seiner zartesten, ursprünglichsten Form bedroht. Nicht nur die Umwelt, das Klima, die Artenvielfalt, die Wälder und Meere sind es, sondern mehr noch die innere Welt – die Lebensfreude, der Mut, zu sich selbst zu stehen und sich nicht verbiegen zu lassen, das Vertrauen zwischen Menschen, der respektvolle Umgang in Gesellschaft und Medien. Jesus, der gekommen ist, um Leben in Fülle zu bringen, ist vom ersten Moment an in dieser unserer Welt bedroht. Das ist der Hintergrund, vor dem die Geschichte von Weihnachten zu lesen ist. Die Bedrohung ging damals v.a. aus von der Gnadenlosigkeit der Pharisäer und Gesetzeswächter. Wenn es nach ihnen ginge, müsste Maria gesteinigt werden, weil sie ein „nicht reguläres“ Kind erwartet. Josef, der Gerechte, entscheidet sich gegen das Gesetz, für die Liebe zu Maria und ihrem Kind. Er entscheidet sich dafür, Wegbereiter für die Gnade, die Zärtlichkeit, die Barmherzigkeit Gottes, für Jesus zu werden. Er ermutigt Dich und mich, es ihm gleichzutun.
Einen gesegneten vierten Advent und frohe Weihnachten wünsche ich uns allen.
Pfr. Bruno Fischer, Nürnberg