Wieder wird an diesem 1. Fastensonntag das Evangelium von den Versuchungen Jesu verlesen. Es ist uns zur Erinnerung, dass niemand in diesem Leben frei ist von Versuchungen, von der Umdeutung des Guten, was wir zu tun bestrebt sind, von der Verunreinigung durch falsche Zielsetzungen. Wie leicht kann ein Wunder wie die Brotvermehrung umgedeutet werden in ein Gefühl von Macht über die Naturgesetze, wie schnell ein Erweis von Unerschrockenheit bei einem gefährlichen Sprung zu einem Allmachtsgefühl. Jesus hat diese und auch die letzte Versuchung, die zur absoluten Macht durch die Anbetung des Gewissenlosen, mit Worten der Heiligen Schrift überwunden, und dann kamen Engel und dienten ihm, wie wir es verlesen hören.

Versuchungen kennen wir alle, auch ohne dass uns der Teufel erscheint. Genügend widergöttliches Streben ist in jeder und jedem von uns, immer wieder, und niemand kommt ohne Versuchungen zur Treue gegenüber Gottes Gebot und vor allem ohne den festen Glauben, dass Gott gut ist und uns in allem liebt. Was auch geschieht, Gott ist bei uns und hört auf uns und sieht, was wir wollen und was wir tun, und Gott wendet sich nie enttäuscht ab und lässt uns im Stich.

Jesus wurde versucht, vom Teufel auf die Probe gestellt, als er 40 Tage gefastet hatte. Dazu fiel mir aus den Erzählungen der Chassidim von Martin Buber die schöne Geschichte „Die Süßigkeiten“ ein. 

Am Vorabend des Versöhnungstages bei der „trennenden Mahlzeit“ die dem Fasten vorausgeht, teilte Rabbi Baruch unter den Chassidim, die an seinem Tisch aßen, Süßigkeiten aus. Dabei sprach er: „Ich liebe euch sehr, und was irgend ich in der Welt Gutes weiß, möchte ich euch geben. Haltet euch nur daran, was im Psalm gesagt ist: „Kostet und merket, dass der Herr gut ist.“ Kostet recht, und ihr werdet merken: Wo etwas Gutes ist, ist der Herr“. Und er stimmte das Lied an: „Wie gut ist unser Gott, wie lieblich unser Los!“

Sr.Christeta Hess ADJC