SOLWODI Deutschland e.V.Viktoriastraße 32-36 ∙ 56068 Koblenz

Pressemitteilung am 02.11.2023

SOLWODI-Gründerin Sr. Lea Ackermann verstorben

Koblenz. Eine starke Stimme für die Rechte von marginalisierten Frauen ist verstummt. Mit großer Trauer gibt die Frauenrechtsorganisation SOLWODI den Tod ihrer Gründerin Sr. Dr. Lea Ackermann bekannt. Sr. Lea war schon länger gesundheitlich angeschlagen und vor wenigen Wochen in ein Seniorenzentrum nach Trier übergesiedelt. Dort ist sie nach einer Operation am 31. Oktober aus der Narkose nicht mehr aufgewacht. Die katholische Ordensschwester wird in Trier beigesetzt.

Sr. Lea Ackermann wurde am 2. Februar 1937 in Völklingen geboren und wuchs im Saarland auf. Nachdem sie zunächst eine Banklehre absolviert hatte, trat sie 1960 der Gemeinschaft der Missionsschwestern Unserer Lieben Frau von Afrika (Weiße Schwestern) bei, weil sie ferne Länder und Kulturen faszinierten und sie unbedingt in der Mission arbeiten wollte. Für ihren Orden war sie in Ruanda und Kenia in der Lehrerausbildung tätig. In Afrika erlebte sie das Leid der Frauen, die sich aus Armut prostituieren mussten. Um ihnen zu helfen, gründete sie 1985 in Mombasa/Kenia den Verein SOLWODI – Solidarity with Women in Distress.

Nach Deutschland zurückgekehrt fielen ihr auch hier die Probleme vieler Frauen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte auf, die vom damals boomenden Heiratstourismus, von Prostitution, Zwangsverheiratung und anderen Formen geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen waren. Die resolute Ordensschwester handelte und gründete 1987 SOLWODI in Deutschland. Schnell entstanden die ersten Fachberatungsstellen, an die sich Frauen, die Not und Gewalt erfahren haben, wenden konnten und immer noch können. Heute durchzieht ein Netz von 21 Fachberatungsstellen und 14 Schutzeinrichtungen und Wohnprojekten das Land. Jährlich berät und begleitet SOLWODI über 2.000 Frauen und ihre Kinder. Eine wahrlich beeindruckende Lebensleistung.

„Mit Sr. Lea verliert SOLWODI eine starke Persönlichkeit und charismatische Gründerin. Ihr ist es zu verdanken, dass Themen wie Prostitution und geschlechtsspezifische Gewalt in den späten 80er Jahren überhaupt erst auf die Tagesordnung kamen. Sie hat sich unermüdlich dafür eingesetzt, dass gerade die Gruppe der besonders vulnerablen Frauen – Frauen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte und mit Gewalterfahrungen – Unterstützung erhalten und eine Stimme bekommen,“ fasst Dr. Maria Decker, die Vorsitzende von SOLWODI, das Wirken von Sr. Lea Ackermann zusammen. Für ihre Lebensleistung wurde die Ordensschwester mit vielen Preisen und dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Wer Sr. Lea kannte, wusste, dass sie, wenn sie von einer Sache überzeugt war, drangeblieben ist und sich von nichts und niemanden hat unterkriegen lassen. Ihre Durchsetzungskraft, ihre Entschlossenheit und ihr Engagement waren legendär. Wenn es um von Gewalt betroffene Frauen ging, dann war sie nicht an Regeln oder Konventionen gebunden, dann war ihr kein Anruf zu viel, kein Weg zu weit, um sich mit aller Kraft für die Frauen einzusetzen. So konnte sie auch in schwierigen, manchmal fast aussichtslosen Fällen Hilfe für Frauen und ihre Kinder organisieren, Finanzierungen sicherstellen und SOLWODI zu der starken Organisation machen, die es heute ist.

„Empowerment“, das war eines der Lieblingsworte von Sr. Lea Ackermann, weil sie Frauen dazu befähigen wollte, ein eigenständiges und gewaltfreies Leben zu führen. In Empowerment steckt das Wort „Power“ und davon hatte Sr. Lea eine ganze Menge! Mit Mut und Gottvertrauen setzte sie sich für Frauen in Deutschland und in Kenia ein, die bisher keine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben hatten. Als sie 2020 die operative Leitung der Organisation abgab, äußerte sie als Wunsch für die Zukunft: „Möge SOLWODI diese Richtung des Anfangs beibehalten, so dass Frauen ihre Gaben und Fähigkeiten entfalten können. Macht bitte weiter so. Bleibt im Gespräch mit Gott und den Frauen.“ Dem fühlt sich SOLWODI verpflichtet. „Wir werden sie und ihr Charisma sehr vermissen, und wir werden ihr Andenken hochhalten, indem wir uns mit der gleichen Kraft und Energie weiterhin für von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder einsetzen,“ sagt Decker. Das wäre sicher ganz in Sr. Leas Sinne.

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Foto: SOLWODI Deutschland e.V.


Über SOLWODI 

SOLWODI setzt sich für Frauen mit Migrations- oder Fluchtkontext in Deutschland ein, die Not und Gewalt erfahren haben: Betroffene von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung, Prostitution, Zwangsverheiratung oder sonstiger Formen von Gewalt. Die Frauen werden von erfahrenen Sozialarbeiterinnen begleitet. SOLWODI bietet psychosoziale Betreuung, organisiert medizinische oder juristische Unterstützung, hilft bei der Arbeitssuche oder vermittelt in Deutschkurse und berufsqualifizierende Maßnahmen. Die Unterstützung ist immer auf die spezifischen Bedarfe und die individuelle Situation der jeweiligen Frau und ihrer Kinder ausgerichtet.  

SOLWODI steht für SOLidarity with WOmen in DIstress (Solidarität mit Frauen in Not). Der Verein ist in Deutschland als gemeinnützig anerkannt und arbeitet unabhängig und überkonfessionell. SOLWODI ist in 18 Städten in Deutschland mit insgesamt 21 Fachberatungsstellen sowie 14 Schutzeinrichtungen und Wohnprojekten für Frauen und Kinder in Not vertreten. Neben der Dachorganisation SOLWODI Deutschland e.V. gibt es SOLWODI Landesvereine in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Bayern und Berlin sowie die SOLWODI Stiftung. 

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an: 

Sabine Meinen 

SOLWODI Deutschland e.V.  

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56068 Koblenz 

Tel.: 0261 – 889 772 0 

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