Impuls zum 4. Advent von Elisabeth Lis, Pastoralreferentin

4. Advent 2023 Lesung aus dem zweiten Buch Sámuel 7,1-5.8b-12.14a.16

In jenen Tagen 1 als König David in seinem Haus wohnte

und der HERR ihm Ruhe vor allen seinen Feinden ringsum verschafft hatte,

2 sagte er zu dem Propheten Natan: Ich wohne in einem Haus aus Zedernholz,

die Lade Gottes aber wohnt in einem Zelt. 3 Natan antwortete dem König:

Geh nur und tu alles, was du im Herzen hast; denn der HERR ist mit dir.

4 Aber in jener Nacht erging das Wort des HERRN an Natan:

5 Geh zu meinem Knecht David

und sag zu ihm: So spricht der HERR: Du willst mir ein Haus bauen, damit ich darin wohne?

8b Ich habe dich von der Weide und von der Herde weggeholt, damit du Fürst über mein Volk Israel wirst,

9 und ich bin überall mit dir gewesen, wohin du auch gegangen bist.

Ich habe alle deine Feinde vor deinen Augen vernichtet und ich werde dir einen großen Namen machen, der dem Namen der Großen auf der Erde gleich ist.

10 Ich werde meinem Volk Israel einen Platz zuweisen und es einpflanzen, damit es an seinem Ort wohnen kann und sich nicht mehr ängstigen muss und schlechte Menschen es nicht mehr unterdrücken wie früher

11 und auch von dem Tag an, an dem ich Richter in meinem Volk Israel eingesetzt habe.

Ich verschaffe dir Ruhe vor allen deinen Feinden. Nun verkündet dir der HERR, dass der HERR dir ein Haus bauen wird.

12 Wenn deine Tage erfüllt sind und du dich zu deinen Vätern legst, werde ich deinen leiblichen Sohn als deinen Nachfolger einsetzen und seinem Königtum Bestand verleihen.

14a Ich werde für ihn Vater sein

und er wird für mich Sohn sein.

16 Dein Haus und dein Königtum

werden vor dir auf ewig bestehen bleiben;

dein Thron wird auf ewig Bestand haben.

[17 Natan sprach zu David genauso,

wie es gesagt und offenbart worden war.]


Manchmal ist alles gleichzeitig.

Einschulungsgottesdienst und Verkehrsunfall einer Lehrerin.

Kinderwagen schieben und Rollator kaufen. Wackelzahn und Prothese kaputt. Riesenrad und Adventsmarkt. Alt und Jung. Freude und Schmerz.

Hoffnung und Angst. Krieg und Frieden. Leben und Sterben.

Und eben in diesem Jahr auch: Vierter Advent und Heiligabend. Gleichzeitig.

Weihnachten ist aufgeladen und viele Menschen verbinden damit gleichzeitig viele verschiedene Ansprüche: Das Essen muss perfekt sein. Gesund und deftig. Üppig und nicht zu viel. Der Tannenbaum muss groß genug zum Anschauen und Schmücken und klein genug für den Raum sein. Und es sollen immer alle Menschen gute Laune haben und mit Liebe nur so um sich sprühen. Und nicht umsonst finden dann Weihnachten die großen Streitigkeiten innerhalb der Familien statt, die Vorstellungen über ein gelungenes und frohes Fest gehen auseinander: Junge Menschen gehen feiern, Ältere sitzen einsam und allein zu Hause, einige sogar im Krankenhaus an Weihnachten. Alles gleichzeitig.

Und so ergeht es mir auch, wenn ich die erste Lesung für den diesjährigen Vierten Advent und Heiligen Abend aus 2 Sam 7, 1-16 lese. Darin steht: Der Herr verschaffe Ruhe vor allen Feinden ringsum. Was hat das mit meinem Weihnachtsfest zu tun? Es heißt dort „Ich werde meinem Volk Israel einen Platz zuweisen und es einpflanzen, damit es an seinem Ort wohnen kann und sich nicht mehr ängstigen muss und schlechte Menschen es nicht mehr unterdrücken wie früher.“ Erst recht seit dem 7. Oktober lässt mich dieser Text ratlos zurück. Gleichzeitig: Ruhe verschaffen und Feinde vernichten. Krieg und Frieden. Opfer und Angreifer. Weihnachtsgeschichte und Feindschaften? Ein kleiner Mensch und das Sterben ringsum. Alles gleichzeitig. Und auch in dieser Zeit, in diesem ganz ver-rückten Jahr, feiern wir Christinnen und Christen die Geburt Jesu. Alles gleichzeitig!

Mich stört es von Jahr zu Jahr mehr, wenn Weihnachten kitschig, die Geburt Jesu vor lauter Glanz und Gloria untergeht. Es waren auch damals keine einfachen, keine friedlichen und guten Zeiten. Das tröstet mich und schenkt mir Hoffnung. Und nur so kann ich dieses Gleichzeitig von geschmücktem Weihnachtsfest mit Glanz und Gloria gleichzeitig mit den Kriegen in der Welt aushalten: Weil darin Jesus geboren, weil Gott Mensch wurde. Damals und heute. Gleichzeitig.

Elisabeth Lis, Pastoralreferentin
Referentin für Schulpastoral im Bistum Osnabrück